Olympia 1972 in München ist – trotz des tragischen Attentats – in positiver Erinnerung geblieben. Der Mythos heiterer Spiele erklärt für die Sporthistorikerin Jutta Braun, weshalb sich die bayerische Landeshauptstadt erneut bewirbt.
Vor dem Referendum am Sonntag erinnert Braun, die am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam arbeitet in SWR Kultur: »München war ein wichtiger Image-Faktor für die Bundesrepublik. Man wollte mit den Spielen explizit der Welt das moderne Deutschland zeigen.« Diese Erinnerung lasse sich aber nicht auf heute übertragen: »Der Fortschritts-Optimismus von 1972 ist einfach verflogen«. Deshalb ist die Expertin auch skeptisch, was eine deutsche Olympia-Bewerbung bringen kann: »Gigantomanie wirkt eher abschreckend – zumindest hier in Deutschland. Sporttreiben hat sich sehr individualisiert. Ich denke daher nicht, dass die Olympischen Spiele noch diesen Stellenwert haben.«