Fotoalben finnischer Soldaten von 1941 bis 1944
Dissertationsprojekt
Spätestens unmittelbar nach Kriegsende arrangierten die Soldaten ihre teils selbst aufgenommenen, teils gekauften Fotografien in Fotoalben. Durch die kreative Gestaltung von Albumseiten, ihr visuelles Arrangement, ihre variierenden Erzählstrukturen und die sporadisch vorkommenden Bildunterschriften wurden die Alben zum Narrativraum für die subjektive Konstruktion der Erinnerung an den Krieg und der eigenen Wirklichkeiten.
Während zu Kriegsfotoalben der NS-Zeit im deutschsprachigen Raum bereits aktuell geforscht wird, stellen das visuell vermittelte Selbstbild des finnischen Soldaten und die finnischen Kriegsfotoalben mit ihren Charakteristika bisher ein Forschungsdesiderat dar.
Im Promotionsprojekt „Visuelle Darstellung vom Selbstbild des Soldaten in den Fotoalben finnischer Grenztruppen während des sowjetisch-finnischen Fortsetzungskrieges (1941 bis 1944) zwischen der subjektiven und geteilten Wirklichkeit“ werde ich diese Forschungslücke schließen und folgenden Fragen nachgehen: Welche Blicke und Erzählstrukturen dominieren in den Fotoalben? Auf welche Weise und warum variieren sie? Und in einen größeren Kontext gestellt, was für eine nationale und militärische Identität und Männlichkeit konstruieren die Fotografien und wie lassen sie sich in das kollektive Narrativ einordnen?
Die visuellen Quellen werden mithilfe einer Kombination der seriell-ikonografischen Methode und des kontextbezogenen close reading analysiert, d. h. einerseits im Hinblick auf den politisch-ideologischen Zusammenhang, die visuellen Konventionen der Zeit und die quantitative Häufigkeit der Bildmotive; andererseits werden jeweils die gestalterischen und narrativen Eigenschaften der einzelnen Fotoalben und die biografischen Informationen der Albumbesitzer ausgewertet. So können Rückschlüsse auf die Mentalität und privaten Erfahrungen des Individuums im Krieg gezogen, zugleich aber das Zusammenspiel des kollektiven Gedächtnisses und der subjektiven Wirklichkeit auf der Ebene eines Fotoalbums modelliert werden.
Helena Pirttisaari-Sundström forscht während ihres Aufenthalts am ZZF in der Abteilung III: Medien- und Informationsgesellschaft.