Christopher Banditt hat seine Dissertationsschrift »Soziale Ungleichheit in Ostdeutschland 1980 bis 2000. Einkommen, Vermögen und Konsum von Arbeitnehmerhaushalten« erfolgreich an der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam verteidigt. Er wurde am 16. Dezember 2025 mit der Bestnote »summa cum laude« promoviert. Gutachter waren Prof. Dr. André Steiner (ZZF Potsdam/Universität Potsdam) und Prof. Dr. Dirk van Laak (Universität Leipzig).
In seiner Arbeit untersucht Christopher Banditt die Entwicklung der materiellen Lagen von ostdeutschen Arbeitnehmerhaushalten im letzten Jahrzehnt der DDR und in der ersten »Nachwendedekade«. Das besondere Augenmerk der Dissertation liegt auf den Einkommens- und Vermögensverhältnissen sowie Konsummöglichkeiten und den entsprechenden Ungleichverteilungen in systemübergreifender Perspektive. Neben den sozioökonomischen Umbrüchen lassen sich damit auch Kontinuitäten über 1989/90 hinweg identifizieren.
Sowohl im Sozialismus der späten DDR als auch in der sozialen Marktwirtschaft der 1990er-Jahre war soziale Ungleichheit sehr stark auf die Erwerbstätigkeit bezogen. Das Arbeitseinkommen sollte in beiden Systemen als Leistungsanreiz dienen. In den 1980er-Jahren geriet diese Form der Leistungsmotivation an die Grenzen einer Planwirtschaft, die durch Ineffizienzen, Verschleiß und Mangel gekennzeichnet war. In den 1990er-Jahren blockierte ein von Deindustrialisierung und Arbeitslosigkeit geprägter Arbeitsmarkt mitunter die Möglichkeiten zu Leistungsentfaltung und sozialem Aufstieg.
Christopher Banditt rekonstruiert erstmals die genauen Einkommensverhältnisse der ostdeutschen Arbeitnehmerschaft im späten Sozialismus. Es herrschte eine deutliche Ungleichheit bei den Haushaltseinkommen, die kaum mit der Gleichheitsprogrammatik der SED von der »Minderung sozialer Unterschiede« in Einklang zu bringen war. Mit den immensen Einkommenssteigerungen in den frühen 1990er-Jahren und der zunehmenden Arbeitslosigkeit erhöhte sich die Einkommensungleichheit zwischen den Haushalten. Gleichzeitig hatten die Arbeitnehmer*innen ihr (Aus-)Bildungs- und berufliches Startkapital für die Marktwirtschaft unter den Bedingungen der SED-Diktatur erworben, womit soziale Anordnungen der Transformationszeit historisch vorgrundiert waren.
Die Ungleichverteilung der Geldvermögen, die am Vorabend zur »Wende« ein beachtliches Ausmaß erreicht hatte, verringerte sich hingegen mit dem Systemumbruch. Und mit den wesentlich volleren Schaufenstern und Ladenregalen lösten neue, feinere Disparitäten die alten Konsum- und Ausstattungsungleichheiten zwischen den Haushalten teilweise ab. Christopher Banditt zeigt in seiner Arbeit zudem, dass die unterschiedlichen materiellen Lebenslagen von den Menschen in beiden Systemen deutlich wahrgenommen wurden, womit sich soziale Ungleichheit für sie als soziale Realität manifestierte.
Christopher Banditt forschte an seinem Promotionsprojekt seit 2013 am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam in der Abteilung II: Wissen – Wirtschaft – Politik. Von 2018 bis 2020 war er Promotionsstipendiat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Aktuell ist Christopher Banditt in leitender Position im Hochschulmanagement der Universität Potsdam tätig.