Call for Abstracts für das 19. Doktorand:innenforum des ZZF Potsdam

Call for Papers

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Das Forum ist eine jährliche wissenschaftliche Tagung zu aktuellen Themen der Zeitgeschichte, die von Doktorand:innen des ZZF für Doktorand:innen anderer Einrichtungen und Universitäten organisiert und moderiert wird.

 


19th Doctoral Forum of the Leibniz Centre for Contemporary History Potsdam

At the 19th Doctoral Forum of the Leibniz Centre for Contemporary History Potsdam (ZZF), we see the pervasive presence of crisis diagnoses as a valuable opportunity for PhD students to engage in meaningful discussions about crises in contemporary history and to explore the origins of the challenges facing our present.


 

Everything Everywhere All at Once? Krisen in der Zeitgeschichte

 

Die Tagung findet vom 20. bis 21. November 2025 am ZZF in Potsdam statt.

Steckt unsere Welt in einem nie dagewesenen Geflecht von sich gegenseitig verstärkenden Krisen? Dieser Eindruck kann mit Blick auf die Vielzahl von globalen Problemlagen der Gegenwart entstehen. Ausdruck findet er in einer Reihe von Zeit- bzw. Krisendiagnosen, deren prominenteste wohl die einer „Polykrise“ ist.1 Als solche wurde die Wahrnehmung einer zunehmenden Verflechtung und gegenseitigen Verstärkung verschiedener Krisendimensionen bereits Anfang der 1990er Jahre diskutiert.2 Doch erst in der jüngsten Vergangenheit ist sie zu einem zentralen Begriff der politischen Sprache geworden.3

Beim 19. Doktorand:innen-Forum des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) wollen wir die Omnipräsenz derartiger Krisendiagnosen zum Anlass nehmen, um junge Zeithistoriker:innen einzuladen, mit uns über die Krisen der Zeitgeschichte und die Genese von Problemen unserer Gegenwart zu diskutieren.

Wir nähern uns dem Thema aus zwei historischen Blickrichtungen. Erstens möchten wir auf die Krisen der Zeitgeschichte blicken.4 Wie wurden die multiplen Umbrüche im 20. Jahrhundert seitens der historischen Akteur:innen gedeutet und welche Verflechtungen von Krisen sahen sie? Lassen sich möglicherweise retrospektiv Wechselwirkungen verschiedener Krisendimensionen nachweisen, die bislang vernachlässigt wurden? Welche politischen Reaktionen entwickelten historische Akteur:innen, die sich mit einer besonders krisenhaften Gegenwart konfrontiert sahen? Und ist die Vorstellung, dass verschiedene Krisen sich gegenseitig zu einem großen Ganzen verstärken, wie sie im Begriff der „Polykrise“ zum Ausdruck kommt, überhaupt eine historisch neuartige Erscheinung?

Zweitens wollen wir uns der historischen Genese jener Krisenphänomene zuwenden, die als zentrale Herausforderungen der Gegenwart verhandelt werden. Wie haben sich Problemwahrnehmungen und Lösungsansätze in Bezug auf den menschengemachten Klimawandel, den Verlust von Biodiversität, die ökonomische Instabilität, soziale Ungleichheiten oder den Aufstieg autoritärer Politikformen in der jüngeren Vergangenheit entwickelt? Welche Rolle spielt das Ende des Kalten Krieges für die gegenwärtige Zunahme geopolitischer Konflikte? Wie wurde in der Zeitgeschichte über Migration gesprochen? Und inwieweit haben digitale Technologien das gesellschaftliche Zusammenleben verändert? Übergeordnet möchten wir so auch diskutieren, was zeithistorische Forschung zum Verständnis der Gegenwart beitragen kann und welche Rolle Gegenwartsdiagnosen für die analytische Ausrichtung unseres Faches spielen sollten.

Das Forum ist eine jährliche wissenschaftliche Tagung zu aktuellen Themen der Zeitgeschichte, die von Doktorand:innen des ZZF organisiert und moderiert wird. Die etwa 15-20 minütigen Vorträge werden von Wissenschaftler:innen des ZZFs kommentiert. 
Wir freuen uns über Einreichungen zu einem oder bei den Themenkomplexen von Promovierenden der Geschichtswissenschaft, Masterabsolvent:innen, die ein Promotionsprojekt vorbereiten und Promovierten, die ihre Promotion vor kurzem abgeschlossen haben. Wir sind für Beiträge in deutscher und englischer Sprache aus allen Subdisziplinen der zeithistorischen Forschung offen. Gleiches gilt hinsichtlich der angewandten Theorien und Methoden sowie der räumlichen und zeitlichen Zuschnitte.

Abstracts von maximal 400 Wörtern und ein kurzer tabellarischer Lebenslauf bitte bis zum 4. Juli 2025 an doktorandenforum [at] zzf-potsdam [dot] de. Reise- und Übernachtungskosten können übernommen werden.

Anmerkungen: 
1 So diagnostizierten zuletzt die DFG und weitere renommierte Forschungsinstitutionen, Deutschland stecke „in der Polykrise“, vgl. Alexander von Humboldt Stiftung et al., Position zur Regierungsbildung. Wissenschaft und Innovation: Klare Ziele, mutiges Handeln, März 2025, https://www.dfg.de/resource/blob/353336/741f92853eb38a20de37b1fd61a5c8fd/250318-positionen-regierungsbildung-2025-data.pdf
2 Edgar Morin/Anne-Brigitte Kern, Homeland Earth: A Manifesto for the New Millenium, New York 1999 (im französischen Original „Terre-Patrie”, Erstveröffentlichung 1993) 
3 Vgl. beispielhaft World Bank, Pathways out of the Polycrisis, Washington 2024; Michael Lawrence et al., Global polycrisis: the causal mechanisms of crisis entanglement, in: Global Sustainability 7 (2024), S. 1-16. Als Analysebegriff popularisiert hat den Begriff der Wirtschaftshistoriker Adam Tooze, vgl. Adam Tooze, Chartbook 130: Defining polycrisis – from crisis pictures to the crisis matrix, 24. Juni 2022, https://adamtooze.substack.com/p/chartbook-130-defining-polycrisis (letzter Zugriff 4. Juni 2025). 
4 Dabei gehen wir von einem Krisenverständnis aus, dass ihre konstruktivistische Dimension als „Wahrnehmungsphänomene“ mitdenkt, ohne sie darauf zu reduzieren, vgl. Frank Bösch/Nicole Deitelhoff/Stefan Kroll u. a., Für eine reflexive Krisenforschung – zur Einführung, in: Dies. (Hrsg.): Handbuch Krisenforschung, Wiesbaden 2020, S. 3-16. Zur Geschichte des Krisenbegriffs vgl. grundlegend Rüdiger Graf, Zwischen Handlungsmotivation und Ohnmachtserfahrung: Der Wandel des Krisenbegriffs im 20. Jahrhundert, in: Ebd., S. 17-38.

Kontakt

doktorandenforum [at] zzf-potsdam [dot] de (doktorandenforum[at]zzf-potsdam[dot]de)

Klicken Sie hier für die Ankündigung der Tagung und des Call for Abstracts auf H-Soz-Kult. 

Click here for the announcement of the conference and the call for abstracts on H-Soz-Kult (also in English).