Tom Koltermann schließt erfolgreich seine Promotion zum Rollen- und Funktionswandel der ostdeutschen Rockmusik seit den 1980er Jahren ab

19.04.2024

Tom Koltermann hat am 17. April 2024 seine Dissertationsschrift „Die Erfindung des Ostrocks. Rollen- und Funktionswandel der ostdeutschen Rockmusik seit den 1980er Jahren“ erfolgreich an der Universität Potsdam verteidigt. Die Betreuer Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam/Universität Potsdam) und Priv.-Doz. Dr. Daniel Morat (FU Berlin) vergaben magna cum laude für die Studie. Dabei hoben sie vor allem die breite Quellengrundlage und die vielfältigen Zugänge zum Dissertationsthema hervor.

In seiner Arbeit untersuchte Tom Koltermann die erstaunliche Persistenz der DDR-Rockmusik. Spätestens mit dem Ende des SED-Staats waren auch die Rock- und Pop-Bands des Landes in eine schwere Krise geraten, aber fanden nach wenigen Jahren unter dem Begriff „Ostrock“ wieder ein Publikum. Tom Koltermanns Dissertation befasst sich damit, welche Funktionen die aus der DDR stammenden Bands und ihre Musik nach dem Zerfall derselben einnahmen und welchen Wandel sie in der Transformationszeit durchliefen. Dabei beleuchte er zunächst die sich stetig wandelnden Produktionsbedingungen in der späten DDR, in der sich immer mehr eine mehrheitlich privatwirtschaftliche Organisation durchsetzte.  In der Beliebtheit war die Musik im Vergleich zu der des Westens in den 1980er Jahren jedoch immer weiter zurück gefallen. Dieser Zustand verschärfte sich durch den Fall der Mauer noch zusätzlich. Gerade unter den nach 1990 in Ostdeutschland gemachten Abwertungserfahrungen kam den Bands des Ostrocks allerdings eine neue Bedeutung als „Heimatrock" zu. Verschiedene mediale Akteure positionieren die Musik als Ausweis einer eigenen DDR-Moderne, die Anlass zum Stolz bot.

Besonders aktiv dabei war die Amiga-Sparte bei Bertelsmann Music, die seit 1993 über die Rechte an einem Großteil der DDR-Rockmusikproduktion verfügte und diese auf unzähligen CDs verwertete. Dort hob man vor allem auf die emotionalen und weniger auf die musikalischen Qualitäten der DDR-Rockmusik ab und positionierte sie als Akt kultureller Selbstvergewisserung für die neuen Bundesländer. Verschiedene Versuche von Plattenlabels und anderen Medien den DDR-Rock in einen gesamtdeutschen Kanon zu intergrieren, scheiterten allerdings weitestgehend. Tom Koltermann konnte zeigen, dass die noch aktiven Rockbands der DDR weiterhin vor allem in Ostdeutschland von Bedeutung sind, aber sich diese Trennung bei jüngeren Rock-und Popbands in Ost und West seit den 1990er Jahren immer mehr auflöst.

Tom Koltermann hat seine Dissertation im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsverbunds „Das mediale Erbe der DDR“ erstellt und arbeitet weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung III „Medien- und Informationsgesellschaft“ am ZZF Potsdam. 

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Tom Koltermann schließt erfolgreich seine Promotion zum Rollen- und Funktionswandel der ostdeutschen Rockmusik seit den 1980er Jahren ab

19.04.2024

Tom Koltermann hat am 17. April 2024 seine Dissertationsschrift „Die Erfindung des Ostrocks. Rollen- und Funktionswandel der ostdeutschen Rockmusik seit den 1980er Jahren“ erfolgreich an der Universität Potsdam verteidigt. Die Betreuer Prof. Dr. Frank Bösch (ZZF Potsdam/Universität Potsdam) und Priv.-Doz. Dr. Daniel Morat (FU Berlin) vergaben magna cum laude für die Studie. Dabei hoben sie vor allem die breite Quellengrundlage und die vielfältigen Zugänge zum Dissertationsthema hervor.

In seiner Arbeit untersuchte Tom Koltermann die erstaunliche Persistenz der DDR-Rockmusik. Spätestens mit dem Ende des SED-Staats waren auch die Rock- und Pop-Bands des Landes in eine schwere Krise geraten, aber fanden nach wenigen Jahren unter dem Begriff „Ostrock“ wieder ein Publikum. Tom Koltermanns Dissertation befasst sich damit, welche Funktionen die aus der DDR stammenden Bands und ihre Musik nach dem Zerfall derselben einnahmen und welchen Wandel sie in der Transformationszeit durchliefen. Dabei beleuchte er zunächst die sich stetig wandelnden Produktionsbedingungen in der späten DDR, in der sich immer mehr eine mehrheitlich privatwirtschaftliche Organisation durchsetzte.  In der Beliebtheit war die Musik im Vergleich zu der des Westens in den 1980er Jahren jedoch immer weiter zurück gefallen. Dieser Zustand verschärfte sich durch den Fall der Mauer noch zusätzlich. Gerade unter den nach 1990 in Ostdeutschland gemachten Abwertungserfahrungen kam den Bands des Ostrocks allerdings eine neue Bedeutung als „Heimatrock" zu. Verschiedene mediale Akteure positionieren die Musik als Ausweis einer eigenen DDR-Moderne, die Anlass zum Stolz bot.

Besonders aktiv dabei war die Amiga-Sparte bei Bertelsmann Music, die seit 1993 über die Rechte an einem Großteil der DDR-Rockmusikproduktion verfügte und diese auf unzähligen CDs verwertete. Dort hob man vor allem auf die emotionalen und weniger auf die musikalischen Qualitäten der DDR-Rockmusik ab und positionierte sie als Akt kultureller Selbstvergewisserung für die neuen Bundesländer. Verschiedene Versuche von Plattenlabels und anderen Medien den DDR-Rock in einen gesamtdeutschen Kanon zu intergrieren, scheiterten allerdings weitestgehend. Tom Koltermann konnte zeigen, dass die noch aktiven Rockbands der DDR weiterhin vor allem in Ostdeutschland von Bedeutung sind, aber sich diese Trennung bei jüngeren Rock-und Popbands in Ost und West seit den 1990er Jahren immer mehr auflöst.

Tom Koltermann hat seine Dissertation im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsverbunds „Das mediale Erbe der DDR“ erstellt und arbeitet weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung III „Medien- und Informationsgesellschaft“ am ZZF Potsdam. 

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